Mein Tagesplan wird immer wieder von heftigen Migräneattacken durchkreuzt.
Und dann noch diese "hilfreichen" Tipps....
Wer kennt das auch?
Was habt Ihr schon zu hören bekommen?
Was hilft Euch bei Migräne?
Inzwischen wurde ich zwar gut auf Medikamente eingestellt, trotz allem wirft es mich immer wieder aus der Bahn.
Heute habe ich einen straffen Tagesplan, muss Termine einhalten und habe trotz Triptanen einen Kopf, als wäre ich gestern auf einer Party gewesen.
Was man Menschen mit Migräne lieber nicht sagen sollte
1. Versuche, den Stress in Deinem Leben abzubauen.
Migräne ist eine neurologische Erkrankung und entsteht nicht durch ein stressiges Leben. Sicher kann übermäßiger Stress ein Auslöser sein, er ist aber niemals die Ursache für Migräne.
2. Du siehst richtig gut aus, überhaupt nicht krank.
Den meisten Betroffenen sieht man die Krankheit nicht an, außer, man erwischt sie im akuten Anfall. So eine Aussage kränkt, daher sollte man sich dieses „Kompliment“ lieber verkneifen.
3. So schlimm kann es doch nicht sein, ich habe auch mal Kopfschmerzen.
Migräne, insbesondere die chronische Migräne, ist kein simpler Kopfschmerz, sondern eine der schlimmsten Schmerzzustände, die Menschen heimsuchen. Sie zählt zu den schwersten Behinderungen, insbesondere von Frauen. So bestehen nicht nur die typischen meist einseitigen, stechenden, hämmernden, pulsierenden Kopfschmerzen – nein, der gesamte Körper ist in Mitleidenschaft gezogen. Manchmal beginnt die Attacke mit Aurasymptomen, zusätzlich leidet man unter Übelkeit und/oder Erbrechen, Schwindel, Erschöpfung, Licht- und Lärmüberempfindlichkeit.
4. Geh an die frische Luft und mache mehr Sport!
Betroffene lieben und brauchen frische Luft und gehen hinaus, so oft es möglich ist. Gemäßigter Ausdauersport kann prophylaktisch wirken und wird auch oft betrieben in schmerzfreien Zeiten. Während einer Attacke ist sportliche Betätigung nicht möglich. Viele sind bettlägerig und fühlen sich schwer krank. Zudem haben chronisch Betroffene kaum schmerzfreie Zeiten, um regelmäßig Sport zu treiben.
5. Kürzlich habe ich von einer Therapie gelesen, die Migräne heilen kann. Die Schwägerin meines Nachbarn hat erfolgreich die „xxx-Diät“ gegen Migräne gemacht. Hast Du schon xxx versucht?
Tipps dieser Art sind zwar gut gemeint, für Betroffene aber eher ein Ärgernis, denn hilfreich. Meist ist man sehr gut über die eigene Erkrankung informiert, hatte in der Vergangenheit auch all die alternativen Versuche über sich ergehen lassen, dabei ausschließlich Zeit und Geld verloren.
6. Suche Dir ein Hobby, lenke Dich ab!
Würde man einem Patienten mit Beinbruch raten, sich ein Hobby zu suchen, um damit die Heilung zu beschleunigen? Ablenkung kann hilfreich sein bei leichten Beschwerden, Attacken können damit aber weder abgehalten, noch leichter ertragen werden.
7. Nimm doch eine Tablette!
Wenn es denn so einfach wäre. Natürlich wird man die Attacke behandeln, doch meist bestehen ja nicht nur der Schmerz, sondern weitere schwer behindernde Zustände wie oben beschrieben. Zudem wirkt nicht jede Tablette zuverlässig und ausreichend gut, mit einer einzigen Tablette ist es meist auch nicht getan. Übersehen wird von Nichtbetroffenen auch, dass besonders die von einer chronischen Verlaufsform Betroffenen täglich mehrere Medikamente zur Prophylaxe einnehmen müssen.
8. Migräne ist eine Frauenkrankheit.
Richtig ist, dass mehr Frauen von Migräne betroffen sind als Männer, da die hormonellen Trigger hinzukommen. Abgesehen davon betrifft diese genetisch bedingte neurologische Schmerzerkrankung sowohl Frauen als auch Männer.
9. Migräne ist psychisch bedingt, die Krankheit will Dir etwas sagen.
Migräne ist eine eigenständige primäre Erkrankung und nie das Symptom einer anderen Erkrankung! Betroffene sind weder arbeitsunwillig, psychisch krank noch suchen sie nach Aufmerksamkeit. Sie erwarten nur, nicht durch Vorurteile dieser Art diskriminiert zu werden.
10. Wahrscheinlich verträgst Du ein Nahrungsmittel nicht. Warst Du schon beim Heilpraktiker? Du musst die Gifte aus Deinem Körper ausleiten, entschlacken, entsäuern, auf Kohlenhydrate verzichten.
Migräne ist eine eigenständige neurologische Erkrankung, die nicht durch Allergien bedingt ist. Auch besteht keine Vergiftung im Körper, nichts muss ausgeleitet, entschlackt oder entsäuert werden. Diäten sind wirkungslos. Wichtig ist vielmehr eine vollwertige Mischkost, die ausreichend Kohlenhydrate enthalten sollte. Das Gehirn kann die verstärkt benötigte Energie am besten und schnellsten aus Kohlenhydraten entnehmen.
11. Wenn Du dies oder jenes nicht versuchst, kann man Dir auch nicht helfen. Überlege Dir, warum Du Deine Migräne behalten möchtest.
Solche oder ähnliche Tipps und Fragen helfen keinem Betroffenen. Sie machen traurig, isolieren und diskriminieren.
Haben Sie sich auch schon solche Rat-“Schläge” anhören dürfen? Kennen Sie mehr? Ergänzen Sie gerne in den Kommentaren …
Ich hab als Kind fast täglich unter Migräne gelitten. Da half gar nichts. Da musste immer ein kalter Waschlappen auf die Stirn, Fiebersaft gegen die Schmerzen und alles musste abgedunkelt werden. Ich hab mich regelmäßig in den Schlaf geweint. Davon wurde es noch schlimmer. Echt ekelhaft.
AntwortenLöschenIch war einige Jahre davon verschont bzw. es war keine 'richtige' Migräne mehr, sondern eher eine Art Kopfschmerz.
Vor einigen Jahren fing es dann wieder an. Nicht mehr so häufig, wie im Kindesalter, aber die Art wurde anders.
Mittlerweile habe ich eine Starke Aura, die mir mein linkes Auge dann komplett vernebelt. Sprich ich sehe damit dann gar nichts mehr. Zum Glück blieb bisher die Übelkeit aus. Das stelle ich mir nämlich noch schlimmer vor als kurzzeitige 'Blindheit'.
Bei Wetterumschwüngen etc. nehme ich prophylaktisch eine Ibuprofen, die hilft bei mir.
Wenn ich jedoch denn richtigen Zeitpunkt verpasst habe, dann kann ich so viel Schmerzmittel nehmen, wie ich will - die helfen dann einfach nicht mehr. Dann muss ich mich wieder - wie früher - in ein dunkles und ruhiges Zimmer legen und versuchen zu schlafen. Wenn man Glück hat, dann ist innerhalb weniger Stunden alles vorbei.
Ja, Ratschläge gab es oft.. die bei mir waren meistens aber wirklich gut gemeint und wollten mir helfen. Leider kann da nichts helfen. Ausser Verständnis vielleicht.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Sarah
Oh Du Arme, dann kennst Du genau diese Situation so gut wie ich...
AntwortenLöschenIch wurde in der Klinik damals auf Zolomitripan eingestellt, das wirkt auch noch während des Anfalls.
Der Vorteil ist, dass es mich nicht so extrem "lähmt" wie andere Triptane das oft machen.
Nur die Wortfindungs- und Sehstörungen sind extrem. Da wäre eigentlich schlafen das beste Heilmittel.
Leider halten solche Anfälle bei mir mehrere Tage, also muss ich da irgendwie durch.
Verständnis erhalte ich inzwischen von meinem Umfeld, da man mir die Migräne echt im Gesicht ablesen kann.
Dir auch ein schönes Wochenende.